“Heute den Schatten von morgen pflanzen.”

Bild von rechts nach links: Susanne Branding, Charlotte Francke (TFL) und Rebecca Jaeger (TFL) / © Katharina Wieske

“Bäume werden nur gefällt, wenn Gefahr im Verzug ist.”, erklärt Susanne Branding. Für diese Entscheidungen holt sie sich regelmäßig den Rat von Herrn Prof. Dr. Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Auch bei der weiteren Bepflanzung ihrer Grünflächen ist sein Expertenwissen gefragt, denn nicht alle Baumarten sind den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen. Ihr Ziel: Jährlich 50 neue Bäume pflanzen für kühle Wege in immer wärmer werdenden Sommern – unter den Neubepflanzungen tummeln sich auch ein paar Maulbeerbäume: “Er ist Teil unseres Stadtwappens, hat also auch einen identitätsstiftenden Aspekt.” Mehr Grün bedeutet jedoch nicht automatisch mehr Lebensraum für Tiere. “Eine gerade geschnittene Hecke, ist fürs Auge schöner, hat aber kaum einen ökologischen Wert. Darin können sich Vögel nicht verstecken.” Deswegen werden zusätzlich Nisthilfen in Fassaden eingebaut, Laub bewusst liegen gelassen und Sträucher für mehr Lebensraum aufgeschichtet. 

Widerstand gehört dazu: “Von unserer Mieterschaft gibt es für manche Vorhaben nicht immer Verständnis.”, räumt Branding ein. Kommunikation und Aufklärungsarbeit sind daher unerlässlich. So fand beispielsweise ein Laubfest statt, bei dem der Nutzen solcher Maßnahmen verdeutlicht wurde. Dank eines speziellen Laubplatzes können die Blätter dort zu Humus verrotten und später in der Gartenarbeit verwendet werden.

Bild: Vielfältige Begrünung vor einem Wohnhaus in Erkner / © Wohnungsgesellschaft Erkner

Ein weiterer wichtiger Baustein für nachhaltiges Wohnen: Sicherheit. “Ein Brand hat enorme Umweltauswirkungen – das gilt es zu vermeiden.”, betont Branding. So wurden sämtliche Elektroleitungen erneuert, denn die alten Aluleitungen sind den heutigen Stromlasten oft nicht mehr gewachsen und erhöhen die Gefahr von Kabelbränden. Ein tragisches Beispiel ist der Brand in der Amalienbibliothek in Weimar, bei dem viele historische Bücher unwiederbringlich verloren gingen. 

Was Susanne Branding vorantreibt, ist das stetige Hinterfragen, denn Nachhaltigkeit ist ein breites Feld: “Keiner gibt einem die Blaupause.” 2016 initiierte sie den EMAS-Prozess, eines der höchsten europäischen Umweltsiegel. Während ihres Studiums an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde lernte sie diesen Ansatz erstmals kennen. Seit der Zertifizierung finden jährliche Audits statt, die neue Ziele setzen und die Fortschritte bewerten.

Neben Sicherheit und Begrünung werfen auch Themen wie Mülltrennung, Personalentwicklung, Reinigungsmittel, Mobilität, Energie, Bau sowie Baustoffe und vieles mehr die Frage auf, welche Wege zu nachhaltigeren Lösungen für die unterschiedlichen Herausforderungen führen können.

„Wer ganz am Anfang steht, sollte sich erst einmal die großen Brocken anschauen“, empfiehlt Susanne Branding. „Strom oder Mobilität haben beispielsweise offensichtlich großen Einfluss auf die Umwelt.“ So tauschte die Wohnungsgesellschaft Erkner bereits 2014 ihre Benziner gegen Elektroautos aus, die sich sowieso besser für die kurzen Strecken innerhalb des Stadtgebiets eignen. Seit diesem Jahr können die Mieter außerdem vier Lastenräder kostenfrei ausleihen. Ihr Appell an alle: „Man muss das Rad nicht neu erfinden. Lieber auf Best-Practice-Beispiele schauen und den Austausch suchen – das spart viel Kraft!“

Ihr Wunsch für die Zukunft: „Dass es zur Normalität wird, mehr zu hinterfragen, was man tut, und die innere Haltung zu verändern. Der Zugang zu Wissen sollte niedrigschwelliger sein, sodass beispielsweise Vorreiter und Ideengeber ihre Erkenntnisse in Netzwerkportalen teilen können. Detailfragen, wie ich sie mir aktuell stelle – etwa, welches Waschbecken nachhaltiger ist – könnten so viel schneller geklärt werden. Denn man darf nicht unterschätzen, wie viel Zeit das Tagesgeschäft einnimmt.“ Um diese Vision voranzutreiben, arbeitet Susanne Branding derzeit gemeinsam mit der IHK Ostbrandenburg und The Future Living daran, eine Arbeitsgruppe zu gründen.

Ihre Hoffnung setzt sie auf den anstehenden Generationswechsel, der mit mehr Pflichtbewusstsein für diese Themen auftritt und Herausforderungen proaktiv angeht. 

Zusammengefasst: Die Entwicklung bleibt dynamisch, solange es innere oder äußere Impulse gibt – und genau das lässt alle vorankommen. 

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